Wie ans Meer? - Über Ostružnica oder Surčin? - Meinungsverschiedenheiten über Trasse der künftigen Autobahn Belgrad-Südadria - Über Ostružnica
Fast ein Halbjahrhundert, nachdem der Bau einer Autobahn von Belgrad nach der Südadria zum ersten Mal erwähnt worden war, könnte dieses wagemutige Projekt endlich realisiert werden - spätestens bis 2015, behaupten Zuständige in Ressortministerien. Wenn alles nach Plan verläuft, bekommt Serbien in nur fünf Jahren die kürzeste und schnellste Verkehrsverbindung mit südwestlichen Gebieten, Rumänien, Montenegro, Süditalien und anderen Mittelmeerhäfen. Die Autobahn Belgrad-Südadria soll in Boljare (Montenegro) an die moderne Autobahn Boljare-Bar und in Belgrad an die künftige Autobahn Belgrad-Vršac-Timisoara (Verkehrskorridor 11) knüpfen.
Obwohl die Realisierung dieses wichtigen infrastrukturellen Projekts durch Aufnahme von Arbeiten an der Strecke zwischen Lajkovac und Ub am 29. Juli 2010 offiziell begonnen hat, wurden am letzten Wochenende alle Baumaschinen, Bagger und Lkws von der Baustelle in Nepricava zurückgezogen. Wegen der unvollendeten Enteignung von Grundstücken, die für den Bau der Autobahn als unentbehrlich gelten. Gemeindebehörden in Ub und Lajkovac gaben noch früher bekannt, dass sie die Enteignung in drei Dörfern (1 km) bereits zu Ende geführt und Verhandlungen mit restlichen Grundstückbesitzern (3 km) fortgesetzt haben. In Nepricava werden sich, Plänen zufolge, die künftige Ortsumgehung um Lajkovac mit einem Autobahnkreuz als Anschluss der Schnellstraße Valjevo-Belgrad an die Autobahn Belgrad-Südadria kreuzen. Ein Monat hat man sich für den Bau des 12,5 km langen Autobahnabschnitts vorbereitet. Einen Teil des Betrags von 73 Mio. Euro - 20%- hat man aus dem Staatshaushalt bekommen, während den Rest der Summe das engagierte Konsortium einheimischer Tiefbauunternehmen (Straßenbauunternehmen "Beograd", "Planum" und "Putevi Užice”) verschaffen sollen.
(Milutin Mrkonjić)
Der Bau von folgenden zwei Strecken: Obrenovac-Ub und Lajkovac-Ljig sollte, Ankündigungen des Infrastrukturministers Milutin Mrkonjić zufolge, im Frühling 2011 beginnen. Es scheint, dass beide Autobahnabschnitte von türkischen Unternehmen finanziert und gebaut werden.
Die Strecke bis Čačak soltle in folgenden vier Jahren fertig gestellt werden. Parallel dazu kann, seiner Meinung nach, die Autobahn bis montenegrinsche Grenze gebaut werden.
Und während man in westserbischen Gemeinden über die Enteignung von Grundstücken verhandelt - Preise liegen zwischen 100 und 300 Euro/Ar, haben sich die Planer in der serbischen Hauptstadt noch nicht über die Lage des Autobahnanschlusses geeinigt.
(Verica Kalanović)
Verwickelt im Autobahnkreuz
Es gibt zwei Möglichkeiten für die Verbindung mit der Autobahn Belgrad-Südadria. Es scheint, dass man sich schließlich für die Option des linken Saveufers entscheiden werde, kündigte die serbische Ministerin für Nationales Investitionsprogramm Verica Kalanović an.
- Es ist richtig, dass der Raumentwicklungsplan für den Abschnitt zwischen Belgrad und Obrenovac das rechte Saveufer vorsieht. Die negative Reaktion von Experten hat uns dazu gezwungen, eine alternative Lösung zu finden bzw. ein paralleles Projekt für das linke Saveufer erstellen zu lassen. Eine staatliche Revisionskommission hat beide Lösungen verglichen und sich für die Trasse Surčin- linkes Saveufer - Brücke in Obrenovac - rechtes Ufer - Ub entschieden - erklärte Verica Kalanović in einem Interview für "Novosti".
Miodrag Ferenčak, bekannter Belgrader Stadtplaner, erinnert daran, dass dem beschlossenen Raumentwicklungsplan für den infrastrukturellen Korridor Belgrad-Südadria nach die neue Verkehrsstraße an das Autobahnkreuz Ostružnica auf dem rechten Saveufer knüpfen und mit der Trasse Radnička ulica - Boulevard Vojvode Mišića - Kneza Miloša verbunden werden sollte.
- Mitte des vergangenen Jahrhunderts hat man an einem Projekt der Autobahn gearbeitet, das sich vom heutigen gründlich unterscheidet. Man könnte sagen, dass frühere Lösungen theoretisch beträchtlich besser im Vergleich zu späteren waren. Man redete damals von der Syrmischen Tangente, die von Indija, über Obrenovac und dan in Richtung Süden führen sollte - also nicht durch, sonder neben der Hauptstadt. Diese Trasse ist 23 kma entfernt von beiden aktuellen Lösungen und der Trasse durch Belgrad. Man hat später über eine Verbindung mit Südadria an der Belgrader Seite nachgedacht. Infrage kam die Verbindung zwischen der Siedlung Bežanijska kosa und Obrenovac - erzählt Ferenčak.
Mit jeder Veränderung des urpsrünglichen Raumentwicklungsplan nahte sich die Trasse der Hauptstadt.
- Die Idee von dem Anschluss in Obrenovac - Ostružnica ist völlig unakzeptabel - sowohl für Stadtplaner als auch für Fahrer. Diese Verkehrsverbindung könnte kein einziges Kfz mehr empfangen. Stellen Sie sich nur die Möglichkeit vor, eine so belastete Verkehrsverbindung mit einer strategischen Autobahn in Richtung Südadria zu verbinden und diese Fahrzeuge nach Ada Ciganlija, Boulevard Vojvode Mišića, Autobahnkreuz "Mostar" und der Straße Kneza Miloša im Stadtzentrum zu richten!! Belgrader Stadtpläner haben noch vor einigen Jahren den Vorschlag des damaligen Infrastrukturministers Velimir Ilić bestritten und auf die Alternative auf dem linken Saveufer hingewiesen - erzählte Ferenčak.
(Velimir Ilić)
Diese Möglichkeit wurde damals von der Republikdirektion für Straßenwesen nicht akzeptiert. Die Situation hat sich, laut den letzten Äußerungen der NIP-Ministerin Kalanović, gründlich verändert. Der Autobahnanschluss soll bei Surcin und nicht in Ostruznica gebaut werden.
Mehrere Fachleute in Belgrad sind der Meinung, dass Belgrad einen Verkehrsknoten in Surcin benötigt, abgesehen davon, ob seine Verbindung mit der Ortsumgehung von Republikbehörden bewilligt wird.
- Die Hauptstadt braucht eine Schnellstraße durch Neu Belgrad, die Surcin mit Obrenovac verbinden und das Autobahnkreuz bei Ostruznica entlasten sollte - erklärt Ferenćak.
Wiederbelebung der "vergessenen" Autobahn
Nach der Realisierung eines so grandiösen Projekts wie die Eisenbahnstrecke Belgrad-Bar in der ehemaligen SFRJ wurde die Idee einer Autobahnverbindung zwischen Belgrad und Südadria in den Hintergrund gerückt, erinnert unser Gast. Sie wurde aber weder von Serbien, noch von Montenegro vergessen, hebt Ferenčak hervor.
Es ist zweifellos, dass dieses wagemutige Projekt einmal realisiert werden soll und den Weg zwischen Belgrad und der montenegrinischen Küste von "unertraglich lang" auf "ertraglich schnell" kürzen. Und wie bei allen anderen großen Projekten in unserem Land ist es noch immer ungewiss, wann es genau umgesetzt werden soll.
Geteilte Meinungen über Trasse im Grenzgebiet zu Montenegro
Es scheint, dass es noch nie so große Meinungsunterschiede unter Experten über die entsprechende Trasse einer Autobahn gegeben hat. Der letzte Abschnitt der Autobahn Belgrad-Südadria in Serbien zwischen Požega und Boljare sollte über die Hochebene Pešter führen, bestätigte im Mai der serbische Wirtschaftsminister Mlađan Dinkić. Die jahrzehntelange Dilemma darüber, ob die sechsspurige Atobahn über Duga poljana oder das Zlatibor-Gebirge führen sollte, wurde noch im Mai 2008 von der Revisionskommission der Republik Serbien gelöst. Die Kommission hat unter vier Möglichkeiten gewählt und sich für die 107 km lange Variante "Osten 1" entschieden, die Serbien über Arilje, Ivanjica und Hochebene Pešter mit Montenegro verbinden sollte.
Der seriöseste Konkurrent der gewählten Variante war die Lösung "Westen" bzw. 156,6 km lange Trasse die von Požega und Gorobljansko polje durch den Tal des Flusses Ðetinja und neben der Stadt Sevojno verlaufen, zu Čajetina steigen und an Dörfer Mačkat und Ljubiš und Städtchen Kokin Brod und Nova Varoš vorbeiführen sollte. Die Straße würde weiter bis Sjenica und Boljare in Montenegro führen.
Kilometrage
Die Autobahn Belgrad - Bar sollte 420 km lang sein: Belgrad-Požega - 148 km (Obrenovac - Ub - Lajkovac - Ljig- Čačak - Požega), Požega - montenegrinische Grenze - 107 km, Boljare - Bar - 165 km (Boljare - Berane, Andrijevica - Mataševo - Podgorica - Tunnel Sozina - Bar).