Miloš Hamović, Vizepräsident der EFT-Gruppe - Investitionen erst nach der Liberalisierung des Strommarktes

Quelle: eKapija Dienstag, 25.10.2011. 16:38
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(Miloš Hamović)

Die unlängst veröffentlichte Rangliste der 500 umsatzstärksten Unternehmen der Wirtschaftsprüfungsfirma "Deloitte" erwies noch einmal, dass Energieunternehmen noch immer Mittel- und Osteuropa dominieren. Unser Vertreter unter Riesen - EFT-Gruppe - belegt den 118. Platz mit einem Umsatz von 1,35 Mrd. Euro 2010, um 36,5% höheren als 2009.

Das Unternehmen realisiert momentan zwei Projekte im Gesamtwert von 560 Mio. Euro. Im exklusiven Interview für das Wirtschaftsportal "eKapija" erzählt Miloš Hamović, Vizepräsident der EFT-Gruppe von neuen Investitionen sowie von der Wahrscheinlichkeit der lang angekündigten Liberalisierung des Strommarktes.

eKapija: Auf welche Projekte wird sich die EFT-Gruppe in der kommenden Zeit orientieren?

- EFT entwickelt momentan zwei Projekte in Bosnien und Herzegowina: Wärmekraftwerk Stanari und Wasserkraftwerk Ulog. Das Projekt des Wärmekraftwerks Stanari haben wir noch 2005 durch Übernahme des Lignitbergwerks in Stanari bei Doboj gestartet. Für den Bau des Wärmekraftwerks von 300 MW benötigen wir eine Investition von 500 Mio. Euro. Das Kraftwerk sollte, Erwartungen zufolge, Ende 2014 in Betrieb genommen werden.

Unser zweites Projekt ist der Bau des Wasserkraftwerks Ulog im Oberlauf der Neretva mit einer Leistung von 35 MW. Der Investitionsbeträg beläuft sich auf ca. 60 Mio. Euro. Wir haben geologische Untersuchungen zu Ende geführt und mit dem Bau von Zufahrtstraßen zum Staudamm begonnen.

Heutzutage ist es nicht einfach, die Finanzierung von solchen Projekten zu sichern, was den Mangel an ähnlcihen Investitionen in unserer Region erklären kann. Um diese zwei riesengroße Projekte zu realisieren - im Wer von fast 560 Mio. Euro - müss die EFT-Gruppe 150 Mio. Euro aus eigenen Rücklagen investieren, und das ist die Summe, die uns momentan für Investitionen zur Verfügung steht. Es ist außer Frage, Projekte zu starten, die wir finanziell nicht ertragen können, insbesonderen in der Zeit der großen Finanzkrise, die unser Region nicht verschont hat. EFT hat natürlich mehrere, aussichtsreiche Projekte gefunden und analysiert, aber wir müssen mit ihrer Umsetzung warten, bis wir die Finanzierung für die erwähnten zwei sichern oder entsprechende Partner finden.

eKapija: Plant ihr, vielleicht, Investitionen am serbischen Markt?

- Wir haben das Projekt des Wärmekraftwerks Čukara in Zentralserbien überlegt, die geologischen Untersuchungen durchgeführt und sogar eine Durchführbarkeitsstudie erstellen lassen. Čukara verfügt über ergiebige Kohlenvorkommen. Nach dem Ausbruch der Finanzkrise und Rückgang der Energiepreise erwies sich das Projekt als äußerst unrentabel. Wir hoffen auf die Erholung des Energiemarktes, was dieses Projekt wieder rentabel machen würde.

Wir haben bisher in keine anderen Projekte in Serbien investiert, sonder nur uns um die Privatisierung des Unterwasser-Bergwerk Kovin beworben. Die EFT-Gruppe hat ihre eigenen Investitionsideen für Serbien, aber in Hinsicht auf die aktuelle finanzielle Situation und Krise gehören sie nicht zu unseren Prioritäten. Ich muss noch einmal betonen, dass Investitionen im Energiesektor im Unterschied zu anderen Sektoren oft mehr als 10 Jahre für die Realisierung brauchen.

eKapija: Sie haben eventuelle Partner erwähnt. Welche Form der Partnerschaft wäre für EFT geeignet?

- Die EFT-Gruppe hat in den vergangenen 10 Jahren große Erfahrungen im Energiesekton gesammelt - nicht nur in der Region. Wir sind stolz auf unser einzigartiges Expertenteam, mit herausragenden analytischen Fähigkeiten und mehrjährigen Beziehungen zu KUnden. Wir würden nur jene Partner bewillkommen, die unser Geschäftsmodell akzeptieren und unsere Vision bezüglich der Potenziale der Investitionen im Energiesektor teilen könnte. Akzeptabel wären, natürlich, nur finanziell starke Partner, die mit unseren Investitionsprojekte Schritt halten können sowie jene, die die Lösung der für diese Region spezifischen Probleme EFT überlassen würden. Ich glaube, dass es um eine gute Grundlage für die Synergie und phatastische Ergebnisse geht.

eKapija: Was glauben Sie, wie sich Strompreise in der folgenden Zeit entwickeln werden?

- Wir handeln mit Strom im Hochspannungsnetz. Strompreise i dieser Klasse entwickeln sich, überall, im Einklang mit der Situation am Markt bzw. im Einklang mit dem Verhältnis zwischen dem Angebot und der Nachfrage (Überschüsse und Mangel in der Region). Stromnetze sind miteinander verbunden, weshalb der Leitpreis am häufigsten auf dem westeuropäischen Niveau ist bzw. an Preisen am nächsten, zahlungsfähigen Markt im Westen - in Deutschland - angepasst wird. Verbraucher, entweder private Haushalte, oder Industrieunternehmen, kaufen Strom zu Preisen, die aufgrund unterschiedlichen Faktoren gestaltet werden. Der Preis für sie sollte technische Verluste sowie Kosten für die Wartung des Übertragungs- und Verteilungsnetzes einschließen, sowie Investitionen in die Entwicklung des bestehenden Systems. Der Preis liegt bei uns heute bei 7 Dinar/kWh für private Kunden und bei 5 Dinar/kWh für die Industrie. Im Westen mit einem beträchtlich effizienteren System erreichen Strompreise das Niveau von 2,5 Dinar/kWh für private Kunden und 12 Dinar/kWh für die Wirtschaft. Das bedeutet, leider, dass unsere Preise erhöht werden sollten.

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Ob man Strompreise weiterhin für die Milderung des Sozialnots und der Armut nutzen, oder ihre Gestaltung dem Markt überlassen werden, hängt ausschließlich vom Staat ab. Nur im zweiten Falle können wir mit der realen Entwicklung und neuen Investitionen rechnen.

eKapija: Glauben Sie an die angekündigte Liberalisierung des Strommarktes bis 2014. In welchem Maß würde sie sich auf ihre Geschäftstätigkeit auswirken?

- Jede, sorgfältig durchgeführte Liberalisierung des Marktes wirkt sich positiv auf die Wirtschaft aus. Ich hoffe, dass 2014 eine reale Frist ist. Das alte Gesetz über Energiewirtschaft hat Verbrauchern in der Industrie erlaubt, den Stromlieferanten zu wählen, aber sie haben sich wegen der offiziellen Preispolitik immer wieder an den staatlichen Stromanbieter EPS gewandt, genauso wie im Falle von HEP in Kroatien. Niemand will in solchem Falle Strom am freien Markt zu höheren Preisen kaufen. Dem neuen Gesetz zufolge, hängt alles vom Preis ab, bzw. davo, ob der Staat EPS erlauben wird, Strom zu Marktpriesen zu verkaufen und endlich vom niedrigen Produktionspreis zu profitieren? Wir werden sehen.

Es genügt nicht zu sagen, dass EPS Strom zu realen Marktpreisen verkaufen muss und dass die Industrie das akzeptieren sollte. Man würde dadurch kleinere oder erst gegründete Firmen zerstören. Der Staat muss ein konstruktives Programm für diese Übergangszeit haben, um die Wettbewerbsfähigkeit einheimischer Unternehmen zu schützen. Preisexplosionen am Strommarkt sind immer sehr gefährlich für die Wirtschaft. Solche Entwicklungen am unseren schwachen Markt, ohne entsprechende Pläne würden sich äußerst negativ auswirken und zu Insolvenzen, Inflation und noch höherer Arbeitslosigkeit führen.

J.Đ.

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