Lidija Carević, Biogasverband Serbien – Biogas ist vielseitig einsetzbar und möglicherweise eine Quelle für Biomethan
- Seit 2009, als das erste Maßnahmenpaket für den Biogassektor erlassen wurde, gab es begleitende Regelungen, die je nach den vom Staat vorgegebenen Anreizen Auswirkungen auf die Arbeit und Entwicklung des Sektors hatten. Nach dem ersten Maßnahmenpaket im Jahr 2009, nach dem die ersten drei Biogasanlagen in unserem Land gebaut und in Betrieb genommen wurden, wurde im Jahr 2013 die folgende Verordnung zur Regulierung des Biogassektors erlassen. Diese Verordnung, also vorgeschriebene Anreizmaßnahmen, waren für Investoren äußerst unattraktiv und so wurde im Zeitraum 2013 bis 2016 in Serbien keine einzige Biogasanlage in Betrieb genommen. Die folgende Verordnung aus dem Jahr 2016 war der Auslöser für die plötzliche und beschleunigte Entwicklung des Biogassektors in unserem Land. Äußerst günstige Bedingungen für Investoren unterstützten die Branche. Die Bedeutung dieser Regelung bestand bis zur Verabschiedung des neuen EE-Gesetzes im März 2021, als Auktionen im Biogassektor eingeführt wurden. Obwohl wir als Vertreter des Sektors uns aktiv an der öffentlichen Debatte beteiligten und darauf hinwiesen, dass die Auktionen verfrüht seien, da sie von einigen weiter entwickelten Märkten in Europa verlegt worden seien, und dass die Auktionen noch etwas warten sollten, um den Sektor weiter zu stärken, werden unsere Vorschläge nicht respektiert. Es stellte sich heraus, dass unsere Befürchtungen berechtigt waren, denn seit zweieinhalb Jahren warten wir auf das endgültige Dokument, das die gesetzlichen Regelungen für Biogas vervollständigen und damit neuen Investoren die Möglichkeit bieten würde, Anlagen zu bauen. Wir setzen uns derzeit dafür ein, die Einführung von Biomethan in diesem Sektor zu unterstützen, und obwohl wir derzeit keine gesetzlichen Regelungen haben, die die Einspeisung von Biomethan in das nationale Gasnetz ermöglichen würden, hoffe ich, dass dieses Konzept von den Entwicklern anerkannt wird. Es gibt in unserem Land keine gesetzlichen Regelungen, denn Biomethan ist, wie in ganz Europa, eine logische Folge der Branchenentwicklung. Biomethan ist ein hervorragender Ersatz für Erdgas und im Hinblick auf die Gasdiversifizierung von strategischer Bedeutung für die Energiesicherheit.
Hier sind die Frage der Dekarbonisierung sowie die Verpflichtungen unseres Landes aus dem Pariser Abkommen und der Sofia-Erklärung zur Grünen Agenda für den Westbalkan verbunden. Biogas, also Biomethan (gereinigtes Biogas), löst sowohl Energie- als auch Umweltprobleme.
- Landwirtschaft und Biogas sind eng miteinander verbunden. Der Grundrohstoff für den Betrieb von Biogasanlagen in Serbien sind derzeit Abfälle aus der landwirtschaftlichen Produktion. Die Biogasanlage kann alle Arten von Agrarabfällen, Schlachtabfällen sowie sämtliche Reststoffe organischen Ursprungs entsorgen. Es ist äußerst wichtig, dass alle landwirtschaftlichen Abfälle umweltgerecht entsorgt werden. Die Verwendung landwirtschaftlicher Abfälle bei der Biogasproduktion ist eine Win-Win-Situation, da alle landwirtschaftlichen Abfälle nicht unsere Umwelt verschmutzen und jahrzehntelange Probleme verursachen, sondern einen wirtschaftlichen Wert in Form von Strom, Wärmeenergie und hochwertigem Dünger gewinnen.
- Aus Biogas gewinnen wir in erster Linie Strom und Wärmeenergie und im weiteren Verlauf dieses abgerundeten Prozesses hochwertigen Dünger, der auch im Bioanbau eingesetzt werden kann. Potenziell lässt sich aus Biogas Biomethan, also gereinigtes Biogas, bis zur Methanstufe gewinnen. Die Biogastechnologie ist eine ausgereifte Technologie. Sicherlich hat es seit Beginn der Produktion, also seit der Versuchsphase, erhebliche Fortschritte gemacht und ist heute eine kostengünstige und sichere Technologie, die sich ständig verbessert und im Hinblick auf eine bessere Ausnutzung des Biogaspotenzials aus Input-Rohstoffen immer effizienter wird. Die Biogasanlagen werden für jeden Fall individuell optimiert, und hier liegt ihre Komplexität.
- Kooperation mit dem Fachverband Biogas e.V. ist äußerst wichtig für die Unterstützung und Verbesserung des Biogassektors in Serbien. Deutschland ist absoluter Biogas-Spitzenreiter in Europa (und einigen Statistiken zufolge auch weltweit, wenn es um Biogastechnologie geht). Derzeit sind in Deutschland mehr als 10.000 Biogasanlagen in Betrieb, und Deutschland ist uns in diesem Geschäft seit rund 20 Jahren voraus. Als Serbien als vielversprechender Markt für die Entwicklung von Biogas bewertet wurde, erhielten wir große Unterstützung aus Deutschland durch die Unterzeichnung einer Partnerschaftsvereinbarung mit dem Fachverband Biogas e.V. Projekte, die wir in Serbien in Zusammenarbeit mit dem Fachverband Biogas e.V. umsetzen, werden vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert und von der Sequa gGmbH aus Bonn koordiniert.
Ab 2020 gibt es ein Auktionssystem. Wie funktioniert es heute?
- Im März 2021 werden im Rahmen des neuen EE-Gesetzes Ausschreibungen für den Biogassektor vorgeschrieben. Bis dahin, also bis März 2021, konnten alle Investoren den Status eines privilegierten Erzeugers von Strom aus erneuerbaren Energien gemäß der vorherigen Verordnung aus dem Jahr 2016 beantragen, was für Investoren äußerst ermutigend war und die Entwicklung des Sektors optimal unterstützte. Von der Einführung des Auktionssystems können wir jedoch noch nicht sprechen, da das letzte Dokument, das die gesetzliche Regelung für Biogas vervollständigen würde, noch nicht verabschiedet wurde. Wir hoffen, dass es bald passiert.