Hypo-Millionen für Investitionen in Serbien zum Teil unauffindbar!
19 Mio. Euro haben Ex-RBI-Chef Stepic und andere Investoren 2006 bei der Hypo für Landkäufe in Serbien aufgenommen. Zwei Drittel des Geldes aber sind gar nicht dort gelandet.
Anmutig erstrecken sich die 145 Hektar Land nahe der Mündung von Donau und Save, gerade mal vier Kilometer vom Belgrader Flughafen entfernt. Eigentlich zu schön, um die Grundstücke lieblos Hund- und Katzenland zu nennen. Aber die österreichisch-serbischen Investoren des zypriotischen Finanzvehikels Enthusa Ltd. - darunter die Ex-Raiffeisen-Manager Herbert Stepic und Martin Schwedler - blieben bei diesem Namen, als sie sie 2006 zur späteren Umwidmung in Bauland erwarben. Und dazu von der Hypo Alpe Adria in Klagenfurt einen Kredit in Höhe von 18,88 Mio. Euro aufnahmen.
Acht Jahre später hat die Hypo nicht nur keinen einzigen Euro wiedergesehen. Wie Recherchen der "Presse" in Serbien ergaben, haben die Investoren nur einen kleinen Teil der Geldmittel tatsächlich für den Landkauf verwendet. Konkret gerade mal 31 Prozent flossen in den Erwerb, wie aus einem serbischen Ermittlerpapier hervorgeht, in das die "Presse" Einsicht nahm. Die restlichen zwei Drittel - immerhin zwölf Mio. Euro - wurden gegen den Kreditzweck entweder unauffindbar in Offshore-Länder wie Zypern transferiert oder etwa zur Zurückzahlung eines Raiffeisen-Kredits von knapp einer Mio. Euro verwendet. Eine erkleckliche Summe von 2,2 Mio. Euro ging auf das Privatkonto eines gewissen Milo Cicmil (Besitzer des Belgrader Hotel Europa), von wo sie weiter verschwanden.
Offiziell bestätigt die Hypo nur, dass der Kreditfall Enthusa "mit Unterstützung externer Anwälte grenzüberschreitend behandelt wird": Zu den Details bittet Hypo-Sprecher Nikola Donig "um Verständnis, die bisherigen Erkenntnisse nicht öffentlich kommentieren zu können". Eine informierte Quelle bei der Hypo freilich erklärt, "dass die Ermittlungen auf die Abflüsse auf offshore und ausländische Konten schließen lassen". Auch wird inoffiziell bestätigt, dass Enthusa der Hypo nicht nur 19 Mio. Euro schuldet, sondern das Obligo (inklusive Zinsen) bei über 25 Mio. Euro liegt.
"Die Presse" versuchte Martin Schwedler zu erreichen. Man werde die Interview-Anfrage weiterleiten, hieß es bei Raiffeisen schon vorige Woche. Schwedler selbst ist seit 30. Juni nicht mehr Generaldirektor von Raiffeisen Invest in Russland. Auch Herbert Stepic, vormals Chef und jetzt Berater der Raiffeisen Bank International (RBI) war am Montag für ein Gespräch über den Fall Enthusa für die "Presse" nicht erreichbar.
Stepic ist mittlerweile aus Enthusa ausgestiegen. Auch damals hielt er seine Anteile an der Enthusa nicht direkt, sondern über die zypriotische Forcetech, an der er 50 Prozent besaß. Durchgerechnet also belief sich sein Anteil an Enthusa auf 25 Prozent - und zwar als Treugeber. Treuhänder war ein Wiener Anwalt.
Die zweite Enthusa-Hälfte gehört der serbischen Eki Properties, hinter der damals politisch mächtige Geschäftsleute aus Serbien stehen: Aleksandar Vlahović, vormals Privatisierungsminister. Danko Djunić, Ende der 90-er Jahre Vizepremier und sogenannter "Privatisierungskönig". Schließlich Dragan Lazarević, wie Djunić für die Beraterfirma Deloitte & Touche tätig.
Die Anteilseigner von Eki Properties sind der Hypo übrigens nicht nur in dieser Causa bekannt. Sie halten auch 50 Prozent an der Euro Mall GmbH, die auch mit einem zweistelligen Millionenbetrag bei der Hypo in der Kreide steht.
Was Enthusa betrifft, so fällt im Übrigen auf, dass von den gekauften 145 Hektar Land nur etwa 70 Prozent grundbücherlich besichert wurden. Und die zähe Umwidmung der Grundstücke in Bauland ist erst seit zwei Jahren in Gang.