Deponie in Vinča verbirgt Millionen - Belgrad erwartet Bau einer Verbrennungsanlage für Siedlungsabfälle, französische "CNIM Gruppe" interessiert an Zusammenarbeit

Quelle: eKapija Mittwoch, 25.06.2014. 17:28
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Die jüngste Blockade der Deponie in "Vinča" hat die serbische Hauptstadt Belgrad in nur drei Tagen völlig gelähmt und uns wieder daran erinnert, wie wichtig die Frage der Abfallentsorgung ist. Während entwickelte Länder daraus einen neuen und lukrativen Wirtschaftszweig entwickelt haben, benötigen wir immer größere Deponien.

Die erwähnte Deponie in Vinča ist ein ökologischer Schwarzpunkt in Serbien und der ganzen Region. Wir warten mehrere Jahre auf die Verwirklichung der Versprechen von Stadt- und Republikbehörden. Die letzte Ankündigung kam vom aktuellen Bürgermeister Siniša Mali.

- Der Auftrag für die Sanierung und Verwaltung dieser Deponie sollte Anfang des nächsten Jahres ausgeschrieben werden - erklärte der Belgrader Bürgermeister anlässlich des Internationalen Umwelschutztags. In Vinča werden inzwischen 1.500 t Müll abgeladen - jeden Tag.

Die Menge der Siedlungsabfälle nimmt in der ganzen Region, leider, zu und es ist zu erwarten, dass dieser Trend in der Zukunft anhält. Eine der möglichen Lösungen sind Anlagen, in welchen nicht verwertbare Abfälle verbrannt werden und sogar für die Erzeugung von Werme und Strom verwendet werden. Die französische CNIM Gruppe, die 7 Verbrennungsanlagen dieser Art in ganz Evropa betreibt, zeigt großes Interesse für die Zusammenarbeit mit unserem Land.

Regionalmanger der CNIM Gruppe für Balkan, Mohamed Belkacemi, war besuchte Belgrad im Vorjahr, wo er Bürgermeisern aus Serbien, Montenegro und Bosnien und Herzegowina moderne Technologien für die Entsorgung von Siedlungsabfällen dieser Gruppe präsentierte. Wir haben einen Interview mit diesem Expoerten bei einem Besuch im CNIM-Zentrum für Aballbewertung in der Ortschaft Thiverval Grignon unweit von Paris gemacht.

- Es handelt sich um ein teueres Projekt, aber Belgrad kann seine Umsetzung in der Zukunft nicht vermiden. Vor allem, weil die EU auf neuen Methoden für die Entsorgung von Siedlungsabfällen besteht - sagte Belkacemi, der Vinča besucht und sich mit der Kapazitäten der dortigen Deponie bekannt gemacht hat.

(Modern designte Anlage in Baku)

Unsere Hauptstadt wird, seiner Meinung nach, eine große Müllverbrennungsanlage in der Zukunft benötigen, mit einer Kapazität von 700.000-800.000 t jährlich.

- Ich bin, eigentlich, der Meinung, dass zwei Verbrennungsanlagen die bestmögliche Lösung für Belgrad wären, um zu vermeiden, dass alle Müllwagen in die gleiche Richtung fahren. Sie benötigen midenstens zwei Anlagen mit einer Leistung von je 200.000 t Müll jährlich.

CNIM hat unlängst eine Müllverbrennungsanlage in der Stadt Baku geplant und gebaut. Es handelt sich um die erste Anlage dieser Art in Aserbaidschan mit einer Lebensdauer von 20 Jahren. Ein gutes Beispiel dafür ist Tallinn in Estland, wo man parallel zur Verbrennungsanlge auch ein Fernwärmenetz gebaut hat.

- Der größte Teil der europäischen Metropolen verfügen über Müllverbrennungsanlagen - Wien, Budapest, Bratislava, Warschau, Prag ... Keine Verbrennungsanlage gibt es noch nur in Rumänien und Serbien. CNIM verhandelt momentan mit der Stadtverwaltung in Bukarest, weil man auch dort dieses Projekt überlegt - sagt Belkacemi.

Wie findet man Geld dafür

Die Stadtverwaltung in Belgrad behauptet, sie habe große Fortschritte in Richtung einer Lösung für die Deponie in Vinča in diesem Jahr gemacht, obwohl es nicht klar ist, woran man denkt. Bis Ende dieses Artikels konnten wir keine Antwort auf die Frage bekommen, was man genau 2014 getan hat. Ankündigungen des Bürgermeisters (und der bisherigen Energieministerin Zorana Mihajlović) zufolge, sollten bis Ende des Jahres Eigentumsverhältnisse an fast 300 Parzellen geklärt werden, was den Bau einer KWK-Anlage für die Erzeugung von Strom und Wärme sowie die Erweiterung und Sanierung der Deponie ermöglichen sollte. Man sollte die bestmögliche Weise für die Umsetzung des Projekts finden, durch öffentlich-private Partnerschaft, Konzession oder auf eine andere Weise, aber man muss zunächst eine Durchführbarketisstudie erstellen lassen.

Das Stadtparlament von Belgrad beschloss im April die Erstellung eines detailierten Regulierungsplans ür die Deponie in Vinča, und das sollte der erste Schritt auf diesem langen Weg sein. Die Stadtplanungsbehörde der Stadt Belgrad sollte diese Studie bis Ende des Jahres erstellen, erfährt das Wirtschaftsportal "eKapija" im Sekretariat für Stadtplanung und Städtebau.

Groben Einschätzungen des Ministeriums und der Stadt zufolge muss man 250 bis 300 Mio. EUR in die Sanierung und Erweiterung der bestehenden Deponie in
Vinča und den Bau einer KWK-Anlage sowie einer Mülltrennungs- und Recyclinganlage investieren. Der Stadthaushalt reicht nicht für so etwas aus und man mus eine Lösung für die Frage der Finanzeirung finden. Der Bürgermeister Siniša Mali gab gestern bekannt, dass die Sanierung und Erweiterung der Deponie in Vinča und der Bau eines Recyclingzentrums zu Projekte mit absoluten Vorrang gehören, aber auch dass sich "die Stadt nicht mehr verschulden, sondern solche Projekte durch interne Einsparungen und Reduzierung der Kosten sowie durch neue Investitionesmoelle wie öffentlich-private Partnerschaft umsetzen wird". Die Idee ist sehr gut, aber der Bürgermeister hat sicher bisherige Probleme mit der Realisierung von öffentlich-privaten Partnerschaften in Serbien vergessen. Er sagte auch nicht, ob er einen konkreten Plan für weitere Schritte hat.

(Ein Teil des Zentrums für Bewertung von Abfällen in Grignon)

Ein guter Plan ist viel wert

Die wichtigsten Parameter bei der Erstellung einer Durchführbarkeitsstudie und eines Businessplans für Müllverbrennungsanlagen sind: Abfallmenge, Menge der Wärmeenergie, die man erzeugen kann, und Preis, zu dem man sie verkaufen kann, sowie der Strompreis. Man muss außerdem die Gebühr für den Abfallentsorgung berücksichtigen, die Bürgerm zahlen können und wollen. Alles das ist oft auch eine politische Frage.

- Es ist nicht wichtig, wie viel Geld man in en Bau einer Verbrennungsanlage investieren muss, sowie wie viel die Verbrennung kosten wird. Diese Art der Abfallentsorgung ist nicht billig. Die Verbrennung einer Tonne Müll ksotet, Einschätzungen zufolge, ca. 1.000 EUR. Es ist deshalb wichtig, den Preis der erzeugten Energie präzis zu bestimmen, weil er die Rentabilität der Anlage direkt bestimmt - so Belcasemi.

Eine Verbrennungsanlage mit Kapazität von 100.000 t kostet ca. 100 Mio. Euro.

Für die Umsetzung solcher Projekte kann man sich an europäische Fonds wenden, und das könnte eine der Möglichkeiten für Serbien sein, meint unser Gast. Konkrete Modelle sollten erst dann definiert werden, "wenn alles bekannt ist". Wenn CNIM das Projekt erstellt, schlägt es nicht nur die Technologie sondern auch mögliche Finanzierungsarten vor.

Das Zentrum für Bewertung von Abfällen in Grignon bei Paris stellt eine öffentlich-private Partnerschaft zwischen CNIM und kommunalen Verwaltungen. Es handelt sich um 107 französische Kommunen mit 440.000 Einwohnern.

40 Jahre Partnerschaft

Der Komplex besteht aus zwei Teilen - einer Verbrennungsanlage und einem Zentrum für Mülltrennung. CNIM verarbeitet ca. 220.000 t Müll in Grignon jährlich (ca. 20.000 t wird recycelt und der Rest verbrannt). Diese Verbrennungsanlage heizt fast 5.000 Haushalte, Krankenhäuser, Schulen, öffentliche Einrichtungen... CNIM erzeugt zugleich Strom für eigene Anlage und verkauft den Rest.
Die Verbrennungsanlage wurde noch 1972 gebaut und wurde in der ersten Zeit nicht für die Energieerzeugung genutzt, sondern nur für die Müllverbrennung. Einige Jahre später hat man eine Fernwärmenetz gebaut und zugleich mit dieser Anlage verbunden. Man hat später auch mit der Erzeugung von Strom begonnen. Im Zentrum für Mülltrennung werden Kunststoff und Papier recycelt, Metall und Glas getrennt. Das Zentrum wurde erst 2008 gebaut.

Nach dem Vertrag über öffentlich-private partnerschaft gehört das Zentrum für Müllbewertung der kommunalen Verwaltung, und wird von CNIM nur verwaltet. Oder präziser gesagt, Kommunen ziehen Gebühr für Abfallentsorgung von Bürgern ein und zahlen CNIM für die weitere Behandlung bzw. Verbrennung (pro Kilo). CNIM verdient auch durch Verkauf von Wärmeenergie und Strom, und die Asche, als Nebenprodukt, wird für die Asphaltierung und recycelte Produkte verwendet.


(FotoIvana Vuksa)
Belcasami behauptet, dass sich diese Art der Heizung auch privaten Haushalten lohnt.

- Diese Heizungsart ist um 50% billiger als klassische Heizung in Frankreich.

Im Zentrum für Bewertung von Müll (genauso wie in anderen Anlagen weltweit) werden alle Abgase verarbeitet, was von großer Bedeutung für den Umweltschutz ist, sagt unser Gast. EU-Regeln dafür sind sehr streng, weshalb man die Gasemission konstant und auf mehreren Ebenen misst, so Belcasemi. Er behauptet, dass alle Parameter, die man kontrollirt, weitaus unter dem von der EU vorgeschriebenen Maximum sind.

Recycle zunächst

Auf dem Weg in die Europäische Union muss Serbien seine schlechte alte Gewohnheit aufgeben und Verbrennungsanlagen bauen. Gegner weisen darauf hin, dass niemand eine solche Anlage in seiner Nachbarschaft will. Wird ein ökologisches Problem dadurch durch ein neues ersetzt? Kritiker sind der Meinung, dass Müllverbrennungsanlagen die Umwelt verschmutzen. Das ist richtig, aber wir möchten wissen, in welchem Maß.

Wenn man moderne Technologien anwendet und alle Vorschriften einhält, sind Müllverbrennungsanlagen weniger umweltschädlich als Autos, behauptet Belcasemi, und erinnert daran, dass der Fürst von Monaco den Bau einer Müllverbrennungsanlage nur 300 m von seiner Residenz erlaubt hat.

Man sollte, schließlich, nicht vergessen, dass die Verbrennung nur eine der Methoden zu Abfallentsorgung ist. Die Verbrennung kommt erst am Ende, nach der Mülltrennung und Verwertung.

Milica Stevuljević

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