Michael Schmidt, Geschäftsführer der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Serbien - Ein Mann der Gegensätze

Quelle: eKapija Donnerstag, 07.06.2012. 13:16
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Podeli

(Michael Schmidt)

Er lebte in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Russland, Tadschikistan, machte Urlaub in den Niederlanden, Israel, Montenegro. Er besucht gern "Belef", Belgrader Jazz-Festival sowie Exit und Guca. Er mag chinesische und indische Küche, isst aber auch gern Cevapcici. Ein Mann der Gegensätze betont scherzend, er werde "nervös, wenne es keine Änderungen gibt".

Sein Beruf führte ihn 2005 nach Serbien, als er das Amt des Beraters im serbischen Ministerium für Wirtschaft, bzw. im späteren Ministerium für Wirtschaft und regionale Entwicklung übernahm. Unsere Unternehmer, die mit deutschen Firmen zusammenarbeiten, kennen ihn gut, genauso wie deutsche Unternehmen, die in Serbien investieren. Er verhalf beiden Seiten bei der Verwirklichung ihrer geschäftlichen Ziele.

Am Anfang eines Interviews für das Wirtschaftsportal "eKapija" erzählt Michael Schmidt, Geschäftsführer der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Serbien und Koordinator der Deutsch-serbischen Wirtschaftsvereinigung, wie er sich für das Engagement in unserem Land entschied:

- Das Engagement in Serbien ermöglichte mich, nach Europa zurückzukehren, nachdem ich an mehreren Projekten in Tadschikistan aktiv teilgenommen hatte. Ich bewarb mich um die Stelle des Beraters im serbischen Wirtschaftsministerium. Ich bin Wirtschaftsexperte, der die direkte Zusammenarbeit mit Unternehmen der Projektleitung bevorzugt. Meine Rolle im Ministerium veränderte sich parallel dazu, inwiefern man mich als Ausländer akzeptierte. Die Arbeit in der Verwaltung war eine äußerst gute Gelegenheit, sich für das Engagement in der Wirtschaft vorzubereiten. Das ermöglichte mich, sich mit der anderen Seite und Funktionsweisen der Behörden bekannt zu machen.

(FotoLična arhiva)

Er habe sich nie am Arbeitsplatz gelangweilt gefühlt, möchte aber nach 3-4 Jahren Serbien verlassen.

- Man hat mich inzwischen eine Stelle bei der Deutschen Außenhandelskammer in Serbien geboten. Die Aufgabe, deutsche Unternehmen zu Investitionen in Serbien zu ermutigen, war überhaupt nicht leicht. Manche haben noch 2000 versucht und aufgegeben und sind erst nach zehn Jahren zurückgekommen. Uns ist trotzdem gelungen, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Serbien zu verbessern.

Praktikum in Europa

Er hat sein Praktikum in Straßburg in Frankreich, im Sekretariat des Ausschusses für Wirtschaft und Entwicklung des Europarats gemacht. Als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektassistent arbeitete er für das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Moskau. Ein kurzes Engagement bei der "Deutsche Welle" ermöglichte ihm sich mit der Welt der Journalismus bekannt zu machen.

- Die ersten Jobs war interessant. Ich sah mich nicht langfristig in diesen Positionen, aber das waren sehr wichtige Erfahrungen für mich in der Suche nach meiner wahren Berufung. Während des Studiums arbeitete ich im Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin, an Projekten finanziert von der EU und der Bundesregierung in Russland. Ich habe einige Monate in Moskau verbracht, um an Projekten und Forschungen teilzunehmen. Nach dem Studium habe ich mit der deutschen KfW Bank an Projekten in Russland und der Ukraine gearbeitet.

Er erinnert sich gern an die Schulzeit, die er in Deutschland, Großbritannien und Russland verbracht hat. Das gehöre zu "seinen Gegensätzen".

- Ich habe in Deutschland eine katholische Schule für Jungen besucht und bin dann nach England umgezogen. Geographisch betrachtet ist England nicht weit entfernt von Deutschland, es handelt sich aber um ein völlig anderartiges Bildngssystem. Man muss in England sehr schnell lernen, selbstständig zu sein. Mir war auch interessant, sich mit Russland bekannt zu machen, einem Land mit einer starken Tradition des Kollektivismus - im Unterschied zu England - im ständigen Wandel in den Neunzigerjahren. Ich habe mein Studium in Deutschland, am Institut für Weltwirtschaft in Kiel, fortgesetzt, um meine Kenntnisse zu vertiefen.

(FotoAHK)

Wie hat er Serbisch gelernt?

Er spricht mit seinen Kindern Deutsch, mit seiner Ehefrau Russisch und mit Geschäftspartnern Englisch und Französisch.

Bis 2005 konnte er in Serbisch nur "Daj mi loptu" (Gib mir den Ball) sagen, und musste dann die kyrilische Schrift erlernen, um für die serbische Regierung zu arbeiten.

- Meine Mutter stammt aus Osijek, so dass ich Serbien in der Kindheit oft besucht habe. Wir haben viele Freunde hier. Ich konnte nur einige Sätze in Serbisch sagen, aber nachdem ich Russisch gelernt habe, war es nicht so schwer Serbisch und die kyrilische Schrift zu erlernen.

Sein Leben in Belgrad

Er besucht oft Restaurants in "seiner Nachbarschaft", wie "Prolece", "Vuk" oder "Kolarac". Er habe sich schnell an das Leben in Belgrad gewohnt. Er findet sehr interessant, wie sich der Jahreszeitenwechsel auf das Leben in der serbischen Hauptstadt auswirkt.

- In großen Städten in Deutschland kann man das ganze Jahr über alles finden. Wir müssen uns hier an den Rhytmus der Jahreszeiten anpassen. Die serbische Küche verändert sich im Einklang mit dem Wechsel der Jahreszeiten. Wie sind jetzt am Ende der Sauerkraut-Saison - scherzt sich Schmidt.

Das erleichtere, seiner Meinung nach, die ewige Qual der Wahl in Restaurants. Man brauche keine Speisekarte, sonder wisse im Voraus, was geboten wird.

- Ich habe mich in England an der chinesischen und indischen Küche angewohnt. In Belgrad gibt es nicht viel orientale Restaurants. Russen mögen exotische Speisen, weshalb sie in Moskau viele afghanistanische, vietnamesische und indische Restaurants finden können.

Manche Jahreszeiten erwarte er ungeduldig wegen der Kulturveranstaltungen. Er besucht regelmässig das Sommerfestival "Belef" sowie Konzerte während des Belgrader Jazz-Festivals im Oktober.

- Im Unterschied zu anderen Metropolen mit dem ständigen Kulturangebot finden hier Kulturveranstaltungen in Wellen. Mir fällt überhaupt nicht schwer auf diese guten Wellen zu warten.

Sie können unserem Gast in der ersten Junihälfte im Musikfestival "Exit" in Novi Sad begegnen, während der August für das Trompetenfestival in Guca reserviert ist.


Suzana Obradović

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