Handgemachte Wittmann Möbel bis 31. März in der Halle "Kompresor" in Belgrad
Gestern Abend wurde im Belgrader Viertel Dorćol eine Ausstellung der in Handarbeit hergestellten Möbel der "Wittmann Möbelwerkstätten" eröffnet. Zahlreiche Fans von Designer- und Unikatmöbeln sammelten sich in der Ausstellungshalle "Kompresor".
Vesna Ječmenica, Direktorin des Unternehmens "Nitea", Vertreter von "Wittmann" für Serbien und Montenegro, wies darauf hin, dass es um die erste Präsentation des österreichischen Möbelherstelres trotz der langen Zusammenarbeit mit "Nitea" geht.
- Wir glauben, dass unser Markt interessant ist sowie dass unsere Kunden solches Design und hohe Qualität verstehen können. Der Familienbetrieb "Wittmann" stellt Tische, Stühle, Polstermöbel für die Einrichtung von Wohnungen, Häusern, Hotels und Gewerberäumen ausschließlich in Handarbeit her. Alle in der Möbelproduktin tätigen Detailhandwerker arbeiten Hand in Hand zusammen. Jeder Kunde kann sich von der Qualität der Produktionsvorgangs selbst überzeugen. In den Erlebniswerkstätten der Firma Wittmann kann der Kunde die Schritt für Schritt Fertigstellung seines Möbelstück miterleben - erzählte Ječmenica.
Hundertjährige Tradition der Spitzenqualität
1896 wurde die Firma Wittmann zunächst als Sattlerei gegründet, spezialisierte sich in den 50ger Jahren auf die Produktion von Polstermöbeln. Heute liegt die Führungdes Familienbetriebes bereits in den Händen der vierten Generation, bzw. von Heinz Hofer-Wittmann und seiner Frau Ulrike Wittmann.
Josef Hoffmann
Als einziger Betrieb hat Wittmann seit 1969 die Rechte, die Möbel des, historisch gesagt, Jugendstil Designers Josef Hoffmann nachzubauen, der zusammen mit Kolo Moser seinerzeit die Wiener Sezession begründete. Die klaren Formen und die Schlichtheit der von Hoffmann entworfenen Möbelstücke sind Vorbild bis heute, ihr Gestaltungsprinzip hat nichts an der Grundaussage verloren.
Der österreichische Architekt und Designer war als Mitglied der Wiener Secession maßgeblich an der Entwicklung der modernen Kunstauffassung beteiligt. Mit Koloman Moser war er auch Gründungsmitglied und einer der Hauptvertreter der Wiener Werkstätte. Josef Hoffmann leitete mit seinen unerhörten Formabstraktionen die Avantgarde in der Kunst des 20. Jahrhunderts ein.
Mit seinen funktonal-strengen und dennoch dekorativen und einfallsreichen Möbelentwürfen war er einer der einflussreichsten Designer des modernen Kunsthandwerks. Hoffmanns Wirken umfasste und beeinflusste alle künstlerischen Gestaltungsbereiche. Die Wiener Werkstätten sollten Wien zum Zentrum einer neuen Kunstauffassung machen.
Der Bau des Sanatoriums Purkersdorf in Wien, das 1904 fertig gestellt war, präsentierte sich damals von einer unerhört modernen Formsprache. Das Objekt war der erste größere Auftrag für Hoffmann und die Wiener Werkstätten. Der Bau wurde in kubisch-geometrischer Bauform realisiert, wobei die Kubus-Form auf die höchste Einfachheit reduziert wurde. In den Jahren 1902 bis 1904 erzielte Hoffmann die radikalste Reduzierung seiner Formen und damit auch seine höchste Abstraktionsform.
Zu Hoffmanns weiteren Bauten zählen unter anderem das Österreichhaus auf der Deutschen Werkbundausstellung in Köln (1914), ein Teil der Wohnhausanlage Winarsky-Hof in Wien (1924–1925), das Wohnhaus Sonja Knios in Wien (1924–1925), die Reihenhäuser in der Wiener Werkbundsiedlung (1932) oder die Österreich-Pavillons für die Internationale Kunstgewerbeausstellung in Paris (1925) und für die Biennale in Venedig aus dem Jahr 1934.
Frederick Kiesler
Die Wiederaufnahme der Produktion von von Frederick Kiesler gestalteten Möbelstücken ist noch einer Beitrag zur Bewahrung der österreichischen künstlerischen Tradition. Frederick Kieslers Schaffen als Architekt, Künstler, Designer, Bühnenbildner und Theoretiker wurde von der Kritik als grenzüberschreitend und vielfältig bezeichnet. Seine Arbeiten haben visionär den Weg der Architektur an der Schnittstelle zwischen Kunst und Bauplanung vorgezeichnet. Er übersiedelte im Jahr 1925 von Wien nach New York und nahm schnell die Rolle des Vermittlers zwischen den verschiedenen europäischen und amerikanischen Positionen in Design und Architektur ein: Er entwarf Möbeleinrichtungen, gestaltete Ausstellungen und formulierte Thesen zu einer ganzheitlichen, kritisch-funktionalen Design- und Architekturtheorie. Die Wiederaufnahme der Produktion ist der Zusammenarbeit zwischen "Wittmann" und Kiesler-Stiftung in Wien zu verdanken.
Weingut "Wittmann"
Seit einigen Jahren wird in der Nähe der Produktionsstätten auch ein Weingut betrieben, wo Weinrebesorten wie Reasling und Gruene Veltliner angebaut werden. Die Liebe zu Details spiegelt sich auch in der Herstellung von "Göttergetränk" ab.
Zu den für Wittmann tätigen Designern zählen der italienische Möbelkreateur und Architekt Paolo Piva, der unter anderem den zeitlos modenen Sessel Aura und das geschmackvolle Bett Quadro zur firmeneigenen Möbelkollektion beigesteuert hat. Außerdem der deutsche Industrial-Designer Martin Ballendat, der wegweisende Systemmöbel für das Büro des Kommunkations-Zeitalters ebenso wie funktionell durchdachte Wohnmöbel, wie beispielsweise den Liegesessel Tessa für Wittmann kreierte. Ferner Matteo Thun, Andreas Weber, POLKA, SODA designers u.a.
Die Ausstellung ist bis 31. März eröffnet.