Neuer Medienriese am osteuropäischen Markt - Ringier und Axel Springer gründen eine Jointventure
Die Medienkonzerne Axel Springer und Ringier legen ihr Zeitungs-, Zeitschriften- und Internetgeschäft in Osteuropa zusammen. „Wir glauben an Osteuropa“, sagte Springer-Chef Mathias Döpfner. Sowohl Springer als auch Ringier sind mit jeweils 50 Prozent an dem neuen Unternehmen beteiligt und haben Großes damit vor.
Das Joint Venture umfasst die Länder Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei und Serbien. Dort sind die beiden Konzerne beispielsweise Marktführer bei den Boulevardzeitungen wie Springers „Fakt“ in Polen.
„Osteuropa ist einer der dynamischsten Wachstumsmärkte in den kommenden Jahren“, sagte Ringier-Chef Christian Unger in Zürich.
Für Ringier ist ein solches Joint Venture etwas Neues. In seiner 177-jährigen Geschichte setzte das größte Schweizer Medienunternehmen stets auf große Eigenständigkeit. Laut Unger sei aber Springer ein „Partner auf Augenhöhe, der in einem hohen Grad“ zum eidgenössischen Unternehmen passe.
Für Springer bedeutet die Schaffung des Gemeinschaftsunternehmens einen lang ersehnten Umsatzschub, denn das Joint Venture wird von dem Berliner Konzern nach eigenen Angaben voll in der Bilanz konsolidiert werden.
Das neue Unternehmen mit Erlösen von 414 Mio. Euro und einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 62 Mio. Euro wird seinen Sitz in Zürich haben. Chef wird Florian Fels. Der 42-Jährige ist derzeit CEO Central Europe bei Ringier, hat aber zuvor für Axel Springer das Geschäft in Polen geleitet.
Zum neuen Unternehmen mit 4 800 Mitarbeitern und 100 Zeitungen und Zeitschriften steuern die Berliner eine Bareinlage von 50 Mio. Euro bei und leisten eine Ausgleichszahlung von rund 125 Mio. Euro an Ringier. Döpfner betonte nochmals die seit Jahren freundschaftlichen Beziehungen zu Ringier. Vor Jahren hatten der Berliner und der Zürcher Konzern sogar schon einmal eine Fusion erwogen. Doch am Ende machte Michael Ringier einen Rückzieher.
Springer forciert mit dem Osteuropa-Coup seine regionale Diversifizierung und macht sich unabhängiger vom schwierigen Markt in Deutschland, erhöht sich durch das Joint Venture doch der Auslandsanteil von derzeit 21 Prozent auf künftig 27 Prozent. Bei dem „Bild“-Konzern gingen im vergangenen Jahr die Erlöse um 4,3 Prozent auf 2,612 Mrd. Euro zurück.
Springer und Ringier haben mit dem neuen Gemeinschaftsunternehmen, dessen Name erst noch gefunden werden muss, große Pläne. Mittelfristig sei ein Börsengang geplant, sagte Ringier-Vorstandschef Unger. Er sagte wörtlich: „Wir haben das Ziel, in drei bis vier Jahren an die Börse zu gehen.“
Zunächst wollen die Partner aber expandieren. Dafür nehmen sie nach eigener Aussage bis zu 300 Mio. Euro in die Hand. „Wir stehen in diesen Märkten vor einer Digitalisierungswelle“, ist sich Döpfner sicher. Eine Erweiterung des Joint-Ventures auf andere osteuropäische Staaten wie Rumänien oder die Ukraine schloss der Springer-Chef für die Zukunft nicht aus.