Warum werden manche Menschen ohnmächtig, wenn sie Blut sehen?
Wer kein Blut sehen kann, der leidet nicht an Überempfindlichkeit, sondern an einer Angststörung. Offiziell wird sie Blutphobie oder auch Hämatophobie genannt.
Bei einer Person, die unter einer Blutphobie leidet, werden Blutdruck und Herzrate zwar auch ansteigen, aber nur um kurz darauf stark abzusinken. Das hat oft eine Ohnmacht zur Folge. So reagieren ausschließlich die Menschen, die unter einer der Ängste aus der Gruppe der Blut-, Spritzen- und Verletzungsphobien leiden.
Blut- und Spritzenphobiker kippen also eher um, als dass sie die Flucht ergreifen oder kämpfen. Aber warum? Mit gleich drei verschiedenen Thesen versuchen Forscher dieses Verhalten zu erklären.
Die Ohnmacht könnte einerseits eine sehr sinnvolle Überlebensstrategie sein. Durch die sinkende Herzrate und den niedrigeren Blutdruck käme es im Falle einer Verletzung zu einem geringeren Blutverlust. Diese Erklärung macht für Leute, die kein Blut sehen können, durchaus Sinn. Für Menschen mit einer Angst vor Spritzen aber weniger, da es dabei praktisch gar nicht zu einem Blutverlust kommt.
Es ist aber auch möglich, dass diese Ängste vom gleichen physiologischen Mechanismus gesteuert werden wie das Ekelgefühl. Dieses soll uns vor Gefahren durch schlecht gewordene Nahrung und ähnliches bewahren. Wäre es wirklich sinnvoll, beim Anblick von ekligem Essen in Ohnmacht zu fallen? Wohl eher nicht. Vermeidung oder Flucht wären hier wohl angebrachter.
Vielleicht handelt es sich um eine Reaktionsweise, die auf unsere Vorfahren aus der Steinzeit zurückgeht. Damals hatte man, wenn man einem bewaffneten Fremden begegnete, drei Möglichkeiten: kämpfen, weglaufen oder eben in Ohnmacht fallen, sich sozusagen totstellen. Vermutlich war Möglichkeit drei ganz erfolgreich und hat sich deshalb bis heute gehalten.
Was genau die Ohnmacht bei Blut- und Spritzenphobikern auslöst, ist also nicht ganz klar – trotz vieler Erklärungsansätze. Für Betroffene gibt es dennoch gute Nachrichten: Spezielle Muskelübungen können eine bevorstehende Ohnmacht gut bekämpfen.