Serbische Luftfahrtindustrie hat Zukunft – Einheimische Flugzeuge fliegen nach Amerika, Pseudosatelliten umkreisen die Stratosphäre
Die Luftfahrtindustrie ist zweifellos eine der prestigeträchtigsten Branchen und es gibt nicht viele Länder, die auf Erfolge in diesem Bereich stolz sein können. Teure Technologie, hohe Entwicklungskosten und der Bedarf an speziell ausgebildeten Arbeitskräften gehören zu den wichtigeren Faktoren, die es Ländern wie Serbien erschweren, in diesem Bereich mit den unvergleichlich reicheren und mächtigeren Mitbewerbern zu koexistieren.
Obwohl es sicher ist, dass es nie eine "Made in Serbia" Boeing oder Airbus geben wird, bedeutet das nicht, dass lokale Enthusiasten nicht hart an der Entwicklung von Technologien und Produkten (und sogar Komponenten für die besagten Giganten) arbeiten und Serbien sichtbar auf der Karte von Ländern mit einer entwickelten Luftfahrtindustrie machen.
Nach dem zweiten Südosteuropäischen Luftverkehrsgipfel, der kürzlich vom TangoSix-Portal in Belgrad veranstaltet wurde, wissen auch diejenigen, die mit dem Gebiet nicht vertraut waren, dass lokal produzierte Flugzeuge und Drohnen von Serbien aus in die ganze Welt fliegen. Darüber hinaus haben serbische Softwarelösungen die Aufmerksamkeit von Riesen wie der amerikanische Boeing auf sich gezogen.
Unter den Unternehmen, welche die serbische Luftfahrtindustrie weltweit im besten Licht erscheinen lassen, ist sicherlich Aero East Europe, früher in Kraljevo und jetzt in Jagodina ansässig.
Das Unternehmen hat kürzlich die ersten zwei in Serbien hergestellten Kleinflugzeuge, Sila 600, auf den US-Markt exportiert und plant, in den nächsten zwei Jahren rund 50 solcher Flugzeuge nach Amerika auszuführen.
- Das erste Flugzeug wird für das Training in einer Pilotschule verwendet. Der zweite wird auf der größten Messe der Welt in dieser Flugzeugkategorie ausgestellt, die vom 10. bis 15. April am Lakeland Airport in Florida stattfinden wird. Danach soll er für kommerzielle Flüge genutzt werden - sagt Milorad Matic Mago, Besitzer von Aero East Europe. Das Unternehmen hat den Investitions-Preis Aurea vor mehreren Jahren gewonnen.
Die Flugzeuge vomTyp Sila (Srpska Industrija Lakih Aviona- Serbische Kleinflugzeugindustrie) fliegen bereits durch Europa, wo sie hauptsächlich von Pilotenakademien genutzt werden. Matic erklärt, dass bisher 163 Flugzeuge an Kunden geliefert wurden.(Erste Flugzeuge auf dem Weg in die USA)
Die Flugzeuge haben 1.300 ccm, 100 PS und können Geschwindigkeiten von bis zu 220 km / h entwickeln. Mit 12 bis 18 Litern bleifreies Benzin pro Stunde können sie die Strecke zwischen Jagodina und Belgrad in 35 Minuten zurücklegen.
Neben dem Personenverkehr und der Pilotenausbildung können ihre Flugzeuge auch für medizinische Transporte, landtechnische Tätigkeiten, Überwachung, Grenzkontrolle usw. eingesetzt werden.
Matic hat jedoch viel seriösere Pläne. Wie er sagt, entwickeln sie bereits ein neues Flugzeug - ein zweimotoriges, sechssitziges Flugzeug mit 282 PS, mit einer Reichweite von 600 bis 1.200 Kilometern und rund 7 Stunden autonomem Flug.
Das Flugzeug sollte in einem neuen Werk gebaut werden, das Aero East Europe im Mai in Jagodina bauen soll.
Der Stadtrat von Jagodina hat dem Unternehmen kürzlich ein Grundstück von 1,14 Hektar für den Bau eines neuen Leichtflugzeugwerks mit 5.000 m2 zugeteilt.
Die neue Produktionssstätte sollte in zwei Jahren fertiggestellt sein und zunächst mindestens 50 Arbeitskräfte aus Jagodina und bis zu 150 Arbeitnehmer in den nächsten drei bis fünf Jahren beschäftigen.
Wie der Präsident des Gemeinderats von Jagodina, Dragan Markovic Palma, im letzten September sagte, wird die Investition auch "den Baubeginn für den Flugplatz Jagodina für Flugzeuge mit bis zu 80 Passagieren beschleunigen".
Die Produktion von Flugzeugen in Serbien scheint ein Geschäft zu sein, dem der Staat gerne helfen würde, da die meisten Flugzeuge exportiert werden und "frisches" Geld ins Land bringen.
Allerdings scheint der Staat diesen Herstellern wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Matic weist darauf hin, dass es beispielsweise in Serbien keine Standards für die Produktion von Ultraleichtflugzeugen gibt, so dass sie sich praktisch an die Vorschriften halten müssen, welche die Herstellung von großen kommerziellen Flugzeuge nbetreffen.
Er fügt aber auch hinzu, dass "wenn der Staat nicht helfen will, sollte er zumindest unsere Aktivitäten nicht behindern".
Facebook, Google, Airbus und Belgrader CTT
Das in Belgrad ansässige Composite Technology Team (CTT) hat auch keine staatliche Hilfe für die Entwicklung seines sehr spezifischen Geschäfts erhalten.
Auf dem zweiten Südosteuropäischen Luftfahrtgipfel präsentierte das Unternehmen den ersten serbischen Pseudo-Satelliten (HAPS) - Pupin.
Es handelt sich um ein Super-Leichtflugzeug von 120 Kilogramm, mit einer Spannweite von 25 Metern und eine Reiseflughöhe von 20.000 Metern.
Der Direktor von CTT, Petar Matunovic, erklärt, dass der Zweck des Flugzeugs darin besteht, als Kommunikationsstation innerhalb eines Radius von 60 km bzw. für die Überwachung, Frühwarnung, Wetterdienst, Landwirtschaft, Bereitstellung der Internetverbindung, Funksignal, Handy-Signal in schwerzugänglichen Bereichen zu dienen.
- Wir sind eine von nur fünf Firmen auf der Welt, die derzeit Pseudo-Satelliten entwickeln - sagt Matunovic und fügt hinzu, dass die Konkurrenten in diesem Bereich Facebook, Google, sowie Airbus mit seinem Flugzeug Zephyr sind.
Pseudo-Satelliten fliegen in weit geringeren Höhen als konventionelle Satelliten, lassen sich unvergleichlich günstiger und schneller lancieren und können daher in ärmeren Teilen der Welt, wie Afrika, eingesetzt werden. Zusätzlich zu Pseudo-Satelliten entwickelt CTT auch unbemannte Luftfahrzeuge, die bei der Grenzüberwachung, der Überwachung von Verkehr und ähnlichen Aktivitäten eingesetzt werden können.
Matunovic erklärt, dass die Technologie, auf die sich CTT konzentriert, in erster Linie in der Luftfahrt anwendbar ist, aber auch in anderen Bereichen eingesetzt werden kann.
- Die Batterien, die wir für unsere Flugzeuge entwickeln, die unter sehr ungünstigen Flugbedingungen in großen Höhen große Autonomie bieten müssen, können auch für die Aufrüstung von Batterien in Elektroautos genutzt werden - sagt er.
Die Entwicklung von Technologien in anderen Bereichen verändert jedoch zwangsläufig auch die Muster in der Luftfahrtindustrie. Dies zeigt das Beispiel AirDB, das eine Lösung entwickelt, die auf einem der aktuell wichtigsten Pappelthemen im IT-Bereich - der Blockchain-Technologie - basiert.
- Das neue Produkt, an dem wir arbeiten, ist blockchain-basiert und ermöglicht eine größere Datensicherheit sowie erhebliche Einsparungen - erklärt Vuckovic und fügt hinzu, dass sie Daten zumenschlichen und materiellen Ressourcen in der Luftfahrtindustrie durch Anwendung der Blockchain-Technologie speichern wollen.
Dass große, traditionelle Luftverkehrsunternehmen, die sich nicht dazu entschließen, neue Funktionen in ihren Betrieben einfach zu implementieren, das Potenzial dieser Technologie erkannt haben, zeigt die Tatsache, dass sich Boeing und seine Partner kürzlich fürden Kauf 6,5% von AirDB entschieden haben.
Für Vuckovic ist es neben dem finanziellen Aspekt dieser Entscheidung wichtig, dass die Partnerschaft mit einem so großen Akteur auf diesem Gebiet den Zugang zu seiner Technologie bietet, aber auch als Beweis für die Qualität ihrer Produkte dienen kann.
Platz für lokale militärische Luftfahrtindustrie am Markt
SEAS 2018 war eine Gelegenheit für einen weiteren Flugzeughersteller aus Serbien, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Firma EdePro stellte ihr Projekt des Kampfhubschraubers Strsljen vor.
Das nur 6,75 Meter lange Flugzeug befindet sich in den letzten Phasen der mechanischen Bauteiluntersuchungen und schaut auf Schwebetests.
Der unbemannte Hubschrauber Strsljen ist für die Unterstützung von Bodeneinheiten, für das Auffinden und Zerstören von feindlichen Kommandopunkten, für die Aufklärung von Gefechten, Laserzielmarken und elektronischen Gegenmaßnahmen vorgesehen. Er wurde der Weltöffentlichkeit erstmals auf der IDEX 2017 in Abu Dhabi vorgestellt.
Das Unternehmen entwickelt auch eine Boden-Boden-Rakete namens Sumadija. Dies ist eine Lenkwaffe mit einer Reichweite von 280 Kilometern und einem Sprengkopf von 200 Kilogramm.
EdePro sagt,dass Käufer von der Welt großes Interesse an ihren Produkten gezeigt haben und fügt hinzu, dass praktisch alles in diesen Flugzeugen, außer Chips, in Serbien produziert werden.
Miloš Vlahović