Ein Land - Zehn Währungen
Kaum etwas fürchten die Menschen in Simbabwe derzeit so sehr wie die Aussicht, bald wieder zu Multi-Milliardären zu werden, wie schon einmal 2009, zu Zeiten der Hyperinflation. Am Ende hat die Regierung die wertlos gewordene Währung abgeschafft und das Finanzsystem des Landes auf ausländische Währungen - hauptsächlich US-Dollar, aber auch auf australischen Dollar, südafrikanischen Rand, Euro, britisches Pfund, japanischen Yen, chinesischen Yuan, indische Rupie und botswanischen Pula - umgestellt.
Auf dem Höhepunkt der damaligen Wirtschaftskrise erreichte die Inflation in Simbabwe schwindelerregende 500 Milliarden Prozent. Die Zentralbank ließ 100-Billionen-Dollar-Noten drucken, die jedoch in kürzester Zeit wertlos wurden. Seit dem Ende dieser Krise kommt Simbabwe mehr oder weniger gut ohne eigene Währung aus - bis jetzt. Eine akute Knappheit an US-Dollar-Scheinen hat Präsident Robert Mugabe jetzt veranlasst, die Zentralbank wieder ein eigenes Zahlungsmittel drucken zu lassen. Anfang der Woche verkündete der 92-jährige Langzeitherrscher ein Dekret, demzufolge die Notenbank Schuldscheine der Notenbank zum gesetzlichen Zahlungsmittel bestimmte.
Diese neuen Ein- und Zwei-Dollar-Scheine sollen die derzeit genutzten ausländischen Währungen nicht ersetzen, aber die Devisenknappheit im Land mildern. Der akute Mangel vor allem an US-Dollar hat gravierende Auswirkungen: Abhebungen von Geldautomaten sind strikt begrenzt, Staatsangestellte bekommen teils seit Monaten keinen oder stark verspäteten Lohn ausgezahlt, Importeuren fehlen Devisen, um Rechnungen bezahlen. Die Krise ist so ernst, dass Regierung und Zentralbank sich nach der Zeit zurücksehnen, als sie selbst über eine Währung verfügten, die sie nach Belieben nachdrucken konnten.
Doch so groß die Probleme durch die aktuelle Krise in Simbabwe auch sind, die Angst der meisten Bürger vor einer erneuten Hyperinflation ist größer. Den Zusicherungen der Zentralbank und der Regierung glauben viele Menschen nicht. Sie fürchten, dass ihre Ersparnisse aus stabilen Devisen irgendwann doch zwangsweise in die neue Währung umgetauscht werden. Der Zentralbankchef hat zwar versprochen, dass Schuldscheine im Wert von insgesamt 200 Millionen US-Dollar gedruckte werden sollen, und auf keinen Fall mehr. Doch dass er sich dauerhaft den Wünschen der chronisch klammen Regierung nach mehr Bargeld widersetzen kann, traut ihm kaum jemand zu.
Die Stabilität der Scheine, so heißt es, sei garantiert durch ein Darlehen in derselben Höhe, dass Simbabwe von der Afrikanischen Ex- und Import-Bank, einer internationalen Entwicklungsbank, erhalte. Doch Skepsis scheint angebracht. Die Bank hat Pläne für das angebliche Darlehen bis heute nicht bestätigt.