WAS WERDE ICH AUS 2015 IM GEDÄCHTNIS BEHALTEN : Miša Brkić
(Miša Brkić)
Miša Brkić ist Journalist, Mitarbeiter des wöchentlichen Nachrichtenmagazins "Novi magazin". Seine journalistische Karriere begann noch vor 40 Jahren in der damals sehr populären Tageszeitung ""Večernje novosti". Er war Mitarbeiter und Redakteur auch in "Borba", "Naša Borba", "Glas Javnosti", "Politika" i "Press" sowie in Nachrichtenmagazinen "Vreme", "Ekonomist" und "Evropa". Er ist auch als Korrespondent von "Voice of America" in serbischer Sprache tätig, Kolumnist der Portale "Peščanik" und "Tržišno rešenje" und Mitarbeiter der Tageszeitung "Danas".
Er ist einer der Gründer und der Hauptredakteur der unabhängigen Tageszeitung "Naša Borba", die 1997 vom Weltverband der Zeitungen und Nachrichtenmedien (WAN-IFRA) mit dem jährlich verliehenen Pressefreiheitspreis Goldene Feder der Freiheit ausgezeichnet wurde. Die Nationalallianz für lokale wirtschaftliche Entwicklung (NALED) belohnte ihn 2009 mit dem Preis "Reform-Förderer".
Er wurde auch als Forscher-Analytiker von der internationalen Non-Profit-Organisation "Global integrity" engagiert, die sich mit der Erforschung der Korruption und der Entwicklung von Anti-Korruptions-Mechanismen in 43 Ländern weltweit beschäftigt. Er war Mitglied der ersten Zusammensetzung des Anti-Korruptions-Rats und des Wettbewerbsrats der ersten demokratisch gewählten Regierung Serbiens unter der Leitung des Premiers Zoran Đinđić.
EREIGNIS DES JAHRES
- Die Entscheidung der Regierung Serbiens, die "Telekom Srbije" zu verkaufen. Das wäre eine der entscheidenden Wenden des Reformprozesses in Serbien. Die Entscheidung hat uns gezeigt, wie viele Gegner es gibt, oder genauer gesagt, Parasiten, die auf Kosten eines staatlichen Unternehmens sehr bequem leben und aus persönlichen Interessen versuchen, den Verkauf zu verhindern. Jede Verzögerung würde sich sehr schlecht auf das Image Serbien im Kreis der internationalen Investoren auswirken. Wenn die Regierung dem Druck widersteht, wird das ein klares Zeichen dafür sein, dass sie sich für die gründliche Veränderung des bestehenden Systems wirklich entschieden hat. *
DER GRÖSSTE FLOP DES JAHRES
- Die Entscheidung der Regierung Serbiens, 17 Unternehmen vom Konkurs, Gläubigern und der Privatisierung zu schützen. Die Kompromisslosigkeit in diesem Falle wäre ein starkes Signal dafür, dass die Privatisierung als der wichtigste Teil der Transformation der Wirtschaft vollendet wurde. Zu Misserfolgen zähle ich auch die Tatsache, dass die Regierung konstant die Durchführung von härtesten Reformen (Verwaltung, staatliche Unternehmen, Rechtssystem, Einhaltung der Verträge) vermeidet. Und darauf wird von allen ihren Partnern - der Weltbank, dem IWF, dem Rat ausländischer Investoren hingewiesen.
Das Weltwirtschaftsforum (WEF) hat die serbische Regierung deshalb Mitte dieses Jahres in seinem Bericht über Wettbewerbsfähigkeit zu einer der ineffizientesten weltweit erklärt. Die Effizienz der Regierungen wirkt sich sehr stark auf die Wettbewerbsfähigkeit einer Wirtschaft und auf das Wirtschaftswachstum aus. Zu viel Bürokratie und Regelung, die mangelnde Transparenz und ein schlechter Rechtsrahmen verhindern die Entwicklung des Geschäfts und generieren konstant zusätzliche Kosten für Unternehmer.
PERSÖNLICHKEIT DES JAHRES
- Gaetano Massara, Exekutivdirektor von "General Electric" für Südosteuropa. Seine Äußerung sagt viel mehr über Serbien, als alle Werbeslogans der heimischen Politker-Großsprecher: "Wir möchten in Serbien investieren, benötigen aber ein stabiles Geschäftsumfeld und einen klaren Rechtsrahmen dafür".
DIE BESTE ENTSCHEIDUNG DES STAATES
- Die erhebliche Verringerung des Haushaltsdefizits, das Beharren auf die Haushaltskonsolidierung und die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Internationalen Währungsfonds. Das war der erste notwendige Schritt, um den Konkurs zu vermeiden, aber, leider, nicht genug, für die Erholung der Wirtschaft und Schaffung eines Geschäftsumfelds wie in anderen modernen und wohlhabenden Ländern.
DIE SCHLECHTESTE ENTSCHEIDUNG DES STAATES
- Das Stahlwerk in Smederevo zu retten. Der Staat hat sich dadurch als bereit gezeigt, die finanzielle Unterstützung von Unternehmen ohne Marktaussichen durch unterschiedliche Machenschaften fortzusetzen. Und das kontinuierliche Verbergen der geschäftlichen Ergebnisse der nationalen Fluggesellschaft "Air Serbia".
WAS ERWARTEN SIE 2016?
- Die Eröffnung einer der gefährlichsten Fragen - notleidende Kredite. Es handelt sich um das riesengroße Kapital, eingen Schätzungen zufolge zwischen 4 und 10 Milliarden Euro, welche Banken als uneinbringlich abschreiben müssen. Aber dieser Schritt könnte das Finanzsystem in Serbien seriös erschüttern. Es währe katastrophal, wenn sich der Staat in die Lösung dieses Problems zwischen Banken und ihren Kunden einmischen und die Forderungen durch Gründung eines besonderen staatlichen Fonds übernehmen würde. Diese Art von Populismus wäre sehr teuer für alle Steuerzähler.
* Wir erhielten die Antworten nach der Entscheidung der Regierung Serbiens, den Verkauf der Telekom Srbija aufzugeben.